Kommentar zu "Sterne im Feld" und "Sterne im Kopf"
Als ich 2001 "Wie man vollkommen verschwindet" schrieb, wähnte ich mich auf der Spur einer telekinetischen Wechselwirkung zwischen Menschen und Kornfeldfiguren. In den folgenden Jahren ergaben die Nachforschungen unserer Forschungsgruppe und hier insbesondere die Arbeit von Jan Schwochow, dass es niemals und nirgendwo komplexere Kornfeldfiguren gegeben hat, welche nicht von Menschen mittels ihrer physischen Kraft und diversen handfesten Werkzeugen gemacht wurden. So verlor ich den Ansatz, eine rein hypothetische telekinetische Wirkung der menschlichen Vorstellungskraft auf die formbildende Wirkung eines wie auch immer gearteten natürlichen Effektes zu erklären, so wie ich es damals mittels Francesco Varelas systemtheoretischen Begriff der "organisatorischen Geschlossenheit" versuchte. Nicht dass es im menschlichen Umfeld der Kornkreise keine organisatorische Geschlossenheit geben kann, aber ihre Wirkung beschränkt sich nur auf psychologische und soziale Zusammenhänge, welche zur Folge haben können, dass sich Menschen selbst für einen Teil der vermeintlich planvoll agierenden Kräfte hinter den Kornfeldfiguren halten und dann danach handeln und an den "richtigen" Orten die "passenden" Figuren in ein Feld legen und sich dabei auf andere Menschen verlassen können, weil diese zur rechten Zeit den neu gefundenen Figuren eine sinnvolle Bedeutung geben. So wird ein für alle daran Beteiligten nicht unbedingt vollständig sichtbares kollektives Abstraktum am Leben halten: Nämlich eine eingebildete Welt, in welcher Kornkreise geheimnisvolle und zu entschlüsselnde Botschaften aus einem wie auch immer eingebildeten Jenseits sind.
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